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Grüner leben

Jedem sollte eigentlich bewusst sein, dass Nachhaltigkeit wichtig ist. Unsere Erde kommt momentan an ihre Grenzen. Die Ressourcen werden knapp, der Regenwald wird abgeholzt, das Wetter spielt verrückt und wir überfluten alles mit Plastikmüll. Umweltschutz und Ressourcenschonung müssten eigentlich höchste Priorität haben. Dabei ist es leider einfach so bequem… im Supermarkt ist die Ananas aus Südostasien schon in kleine Würfel geschnitten in der Plastikschale mit passender Gabel verpackt – wie praktisch! Coffee-to-go gibt es an jeder Ecke im Einwegbecher – warum noch selber machen! Für 5€ übers Wochenende nach Barcelona fliegen – why not, ist doch ein Schnäppchen! Mikroplastik im Waschmittel – egal, es riecht so gut!

Von Marken und Shops wird es uns extrem einfach gemacht, gerade nicht umweltbewusst zu leben. Man muss sich anstrengen, nachdenken, recherchieren, vergleichen und hinterfragen, um aktiv seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Doch schon viele kleine Schritte haben langfristig einen großen Einfluss – vielleicht auch irgendwann in Wirtschaft und Politik, aber auf dieser Hoffnung sollten wir uns nicht ausruhen.

Ich will hier nicht mit erhobenem Zeigefinger stehen, denn auch ich lebe selbst nicht perfekt „grün“ und bin an einigen Punkten ratlos oder noch zu bequem. Trotzdem versuche ich stetig etwas zu optimieren und zu hinterfragen. So nutze ich schon lange kein Duschgel mehr, sondern feste Seife. In der Küche sind alle Schwämme sowie Küchenrolle gegen waschbare Lappen und Holzbürsten ausgetauscht, mein Waschmittel mische ich inzwischen selbst aus Kernseife und Soda. Trotzdem kaufe ich gerne Tofu und veganen Frischkäse, welcher in Plastik verpackt ist, habe noch keine gute Alternative zu Spülmittel gefunden und tue mir sehr schwer im Winter auf Tomaten zu verzichten. Aber seit einer Weile weiß ich, wen ich um Rat fragen kann, wenn ich bei einem Thema nicht weiter komme: Nina.

Nina ist meine Nachbarin „von oben“ und da wir eine tolle Hausgemeinschaft mit einem regen Austausch sind, habe ich nach und nach mitbekommen, dass sie ein echter Nachhaltigkeits-Profi ist. Sie konsumiert so gut wie kein Plastik mehr, kennt viele Alternativen und Anleitungen, um konventionelle Produkte mit umweltfreundlichen Lösungen zu ersetzen. Auch in der Küche ist sie konsequent und ernährt sich saisonal und regional, was mich sehr inspiriert hat. Immer wieder haben wir uns über diese Themen unterhalten und ich fand es so spannend, dass mir der Gedanke kam, ihr hier auf dem Blog ein Sprachrohr zu schaffen. Denn ich selbst befinde mich noch auf dem Weg gen gänzlich nachhaltigem Lebensstil und habe manchmal noch nicht die richtige Lösung parat. Nina hingegen hat fast immer einen Tipp oder eine Do-it-yourself-Anleitung. Umso mehr hat es mich gefreut, als sie sich bereit erklärt hat, gelegentlich einen Gastbeitrag auf historyoftaste zu veröffentlichen. So könnt ihr ebenfalls von ihrem Wissen profitieren und neue Inspiration für ein „grüneres Leben“ erhalten!

Damit ihr Nina auch ein bisschen besser kennen lernt, habe ich sie mit ein paar Fragen gelöchert und die Antworten in einem Interview aufbereitet. Viel Freude beim Lesen:

Nina: Liebe Sabrina, danke für deine Einladung, hier auf historyoftaste einen Gastbeitrag zu schreiben! Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind in meinem Leben sehr wichtige Grundsätze. Ganz oft sind sie auch Thema im Gespräch mit Freund*innen und Bekannten. Da ich selbst keine eigene Internetpräsenz habe, finde ich die Möglichkeit, hier mit einem größeren Kreis in Austausch zu gehen eine wunderbare Idee – eigene Erfahrungen und Anregungen von Leser*innen sind also immer willkommen!

Sabrina: Wie lange beschäftigst du dich schon mit dem Thema Nachhaltigkeit?

Nina: Tatsächlich frage ich mich inzwischen oft, wie es sein kann, dass ich mich so lange NICHT aktiv mit nachhaltigem Leben auseinandergesetzt habe. Bis ich so etwa 30 Jahre alt war, war ich Fleischesserin, machte im Jahr mehrmals Flugreisen und mir relativ wenig Gedanken über den Impact meines Konsumverhaltens. Inzwischen lebe ich seit zehn Jahren zunehmend „minimal waste“ in allen Bereichen – Essen, Mobilität, Konsum.

Sabrina: Was war der ausschlaggebende Grund, dich damit auseinanderzusetzen?

Nina: Angefangen hat meine Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit mit dem Entschluss, vegetarisch zu essen. Und ironischerweise war dieser Entschluss selbst gar nicht ökologisch oder ethisch motiviert: Damals machte ich ein Rucksack-Reise-Jahr durch Südostasien und Indien, und es erschien mir unter den dortigen hygienischen Bedingungen gesünder, einfach ganz auf Fleisch zu verzichten. Von vergammeltem Gemüse kann man sich vielleicht  auch den Magen verderben – aber man holt sich keine lebensgefährliche Lebensmittelvergiftung!
Da sich das vegetarische Essen so gut anfühlte, habe ich es seitdem beibehalten und mich nach und nach immer mehr damit auseinandergesetzt, wo unser Fleisch eigentlich herkommt. Inzwischen bin ich überzeugt, dass eine pflanzliche Ernährung für Menschen und Natur besser ist. Von dem Thema „Tiere“ kam ich dann schnell auf nachhaltige Lebensmittel allgemein, dann weniger Ressourcenverbrauch, minimal waste und minimaler Konsum. Das ging alles logisch auseinander hervor.

Sabrina: Wo hast du für dich begonnen Änderungen vorzunehmen?

Nina: Begonnen habe ich in der Küche: Regional, saisonal und unverpackt einkaufen, kochen und spülen. Und wer sich damit schon ein bisschen beschäftigt hat, weiß, was für eine Unzahl an Umstellungen dahinter steckt!
Ich lebe zusammen mit meinem Partner, wir haben keine Kinder. Um den Essenseinkauf und das Kochen kümmere ich mich hauptverantwortlich (Essenseinkauf gibt es allerdings kaum mehr, seitdem wir Solawi-Mitglieder sind – dazu in einem späteren Post mehr). Das hat die Umstellung schon erleichtert, denn wir essen beide eigentlich alles – solange es vegetarisch bzw. vegan ist. Ich konnte also viel herumexperimentieren, bis ich für meine bisherige Kochweise gute Alternativen gefunden habe. Zum Beispiel verwende ich statt Reis inzwischen oft Dinkelkörner; statt fertigem Blätterteig mache ich einen Quarkteig; bei Schokoheißhunger gibt es jetzt öfters selbstgemachten Schokopudding aus losen Zutaten und so weiter.

Sabrina: Welche Umstellung hättest du vorher für niemals möglich gehalten?

Nina: Da gibt es einige! Die ganz großen Basics wie Jutebeutel (oder andere Taschen) zum Einkaufen benutzen oder eine eigene Wasserflasche mitnehmen, habe ich eigentlich immer schon berücksichtigt – auch zu meinem weniger nachhaltigkeitsbewussten Zeiten schon. Aber was mir vorher schon recht schwierig vorkam, sind Sachen wie: im Sommer Tomaten für das ganze restliche Jahr einkochen, Spülmaschinenmittel selbst mischen, Spülschwämme durch selbstgenähte Spüllappen ersetzen, Hafermilch selbst herstellen…und es gibt immer noch Dinge, für die ich bisher keine optimale Lösung gefunden habe.

Sabrina: Was ist deiner Meinung nach für jeden ganz einfach umzusetzen / womit kann man im Alltag ohne großen Aufwand starten nachhaltiger zu leben? 

Nina: Die Klassiker wie Jutebeutel statt Plastiktüte, Mehrweg-Glas statt Einweg-Plastik liest und hört man ja inzwischen überall – das brauche ich kaum mehr zu erwähnen, glaube ich. Was mir das Einkaufen sehr erleichtert ist mein Mindmap: Wenn ich ein Lebensmittel gefunden habe, das es irgendwo bio, unverpackt und regional gibt, trage ich im Mindmap gleich meine Bezugsquelle ein. Sonst zerbreche ich mir jedesmal wieder den Kopf, wo man das denn nun bekommen könnte.
Super wirksam und total einfach finde ich auch, angebrannte Pfannen und Töpfe mit Soda auszukochen. Waschsoda bekommt man in Papierverpackung in den meisten Supermärkten. Davon gibt man einen Esslöffel in die Pfanne oder den Topf und bedeckt den Boden mit Wasser. Einmal aufkochen und kurz köcheln lassen – das wirkt Wunder.
Oder Küchenrolle durch einen Wischlappen zu ersetzen: Das spart auch ganz schön viel Müll und die Küchenrolle fehlt überhaupt nicht. Den Wischlappen tausche ich dann alle zwei Tage aus und die benutzten kommen in die Kochwäsche, das ist genauso hygienisch.

Sabrina: Welches Feedback bekommst du von deinem Umfeld?

Nina: Das ist eigentlich mit das schönste an der konsequenten Umstellung auf ein nachhaltiges Leben: Es gibt so viele Menschen, die  sich dafür interessieren und die selbst ihr Leben so nachhaltig wie möglich gestalten. Es macht einfach Spaß, sich mit denen auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Diese Einstellung anderer bemerke ich oft erst, nachdem ich mich dazu durchgerungen habe, zu meiner Überzeugung zu stehen –  z.B. bei der Getränkebestellung Strohhalm und „Chi-Chi“ nachdrücklich abzubestellen. Da werden dann manchmal vom Service schon die Augen gerollt, aber es kommt eben oft auch „Stimmt, das will ich eigentlich auch nicht und vergesse immer abzubestellen!“.

Ich bekomme auch immer wieder das Feedback, dass mein Plastik- und Konsumverzicht jemanden motiviert hat, an bestimmten Stellen eine Lösung für weniger Plastik zu finden, über die er oder sie bisher gar nicht nachgedacht hat. Sowas macht viel Freude, weil es mir zeigt, dass ich als Einzelne vielleicht nicht sehr viel ändern kann, aber dass die Bewusstheit für Nachhaltigkeitsthemen immer mehr wächst.

Vielen Dank, für das spannende Interview! Ich hoffe ihr konntet nun etwas mehr über Nina erfahren und falls ihr ein konkretes Anliegen zu einem Bereich habt, stellt gerne eure Frage im Kommentarfeld, Kontaktformular oder per E-Mail. Zukünftig wird es hier dann immer wieder Tipps und Inspiration zu einem nachhaltigeren Alltag geben… 😉

Ein Kommentar

  • Stefanie

    Finde ich sehr gut, dass du etwas über Nachhaltigkeit schreibst. Da bin ich mal gespannt, was es noch so an Beiträgen geben wird. Was ist denn Chi-Chi?
    Dann erstmal frohe Weihnachten!

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